A-Radio Sendung zu Band 3

Der Input unserer Veranstaltung (nicht die Diskussion dazu) zum Band 3 am 7.9.2023 im EKH in Wien wurde vom A-Radio aufgezeichnet und gesendet.

Das A-Radio veröffentlicht Gegeninformationen und Stellungnahmen zu aktuellen politischen Themen aus libertärer Sicht.

Der Beitrag wurde am Sonntag, 17.09.2023, von 20-21 Uhr beim Anarchistischen Radio auf Radio Orange (Wien) gesendet. Sie wurde dann am Mittwoch von 22-23 Uhr auf Radio Helsinki (Graz) wiederholt.

Radio Orange auf 94.0 sendet immer Sonntags 20:00-21:00.

Radio Helsinki auf 92,6 sendet immer Mittwochs um 22:00-23:00.

Die Sendung ist unter folgendem Link zu hören:

https://www.a-radio.net/2023/6325

St. IMIER

Anarchy 2023 in St. Imier war das bislang mit Abstand größte anarchistische Treffen, an dem wir teilgenommen haben. Am Samstag sollen 5.000 Menschen dort gewesen sein.

Es gab reichlich Konfliktpunkte, mit denen nicht immer gut umgegangen wurde. Aber die Positionen z.B. zwischen denen, die Anti-Militarismus als anarchistische Basis sehen, und denen die die gefallenen anarchistischen ‚Helden‘ im Ukraine-Krieg mit Bild und Namen auf einem großen Transpi feiern sind unüberbrückbar.

Die Anarchistische Buchmesse wurde fast vorzeitig abgebrochen, da ein Konflikt zwischen den meist älteren Leuten einer französischen anarcho-syndikalistischen Gruppe und jungen Kritiker*innen körperlich eskalierte. Kann man ein altes Buch, zu dem ein Religionskritiker, der damals links war und heute zu den Rechtsradikalen zählt, das Vorwort schrieb, kommentarlos vertreiben? Wie ist die Islamkritik im Buch zu bewerten? Wir haben das Buch nicht gelesen, und ohne den Hintergrund fällt es schwer Position zu beziehen. Beide Seiten beschimpften sich jedenfalls als Faschisten. Ein Buch wurde im Konflikt verbrannt.

Der Konflikt um den Anarcho-Kapitalismus im Vorfeld scheint dazu geführt zu haben, dass Personen ausgeladen wurden.

Trotz aller Konflikte – Anarchy 2023 war eine schöne Gelegenheit sich auszutauschen, spannende Gespräche zu führen und Kontakte zu knüpfen.

Band 3 – BooK OUT NOW !

Band 3 ist in einer Auflage von 375 Stück fertig gedruckt. Bald folgen die ersten Veranstaltungen dazu.

Vorgestellt werden darin frühe Utopien zur Befreiung vom Geld und / oder Eigentum und praktische Versuche so etwas umzusetzen.

Manche Utopien und Versuche sind sehr spannend und inspirierend – andere zeigen, dass die Befreiung vom Geld und Eigentum allein nicht ausreicht.

Ansätze aus Europa sind leider gerade im Band 3 ziemlich dominierend – wir freuen uns auf Anregungen von euch, das weiter aufzubrechen.

Die Kämpfe um die Realisierung der realen Neuigkeiten aus Nirgendwo verschwinden in der herrschenden Geschichtsschreibung. „Wer seine Vergangenheit nicht kennt, ist verurteilt, ihre Fehler zu wiederholen; die Erinnerung ist, das die Besiegten nicht entbehren können. Sie ist die wichtigste Waffe, manchmal die Einzige, die ihnen bleibt.“1 Amorós bezeichnet das Vergessen als vergiftete Frucht der Herrschaft. Das prägt weltweit die aktuelle Herrschaft nach Zusammenbruch der UdSSR, neoliberaler Zerschlagung der proletarischen Selbstorganisation und angesichts der erfolgreichen Marginalisierung des Anarchismus.2

1 S. 35 in: Miguel AMORÓS: Das Gewicht der Erinnerung (Orig. 2004; 2010)

2 vergl. S. 36 in ebenda

Band 4 wird inhaltlich anschließen entsprechendes von Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute vorstellen.

Band 3 – bald fertig

Nach vielen, teils Corona-, teil Technik-bedingten Verschiebungen ist es bald so weit, Band 3 wird gedruckt.

Wenn alles gut geht, gibt es Band 3 schon auf der Veranstaltung in Salzburg. Bis St. Imier soll auch eine überarbeitete und aktualisierte Ausgabe von Band 2 gedruckt werden. Hoffentlich klappts – denn die erste Auflage ist bis auf wenige Expemplare verteilt.

Gegen jeden Krieg

Antimilitaristische Position zum Antikriegstag 2022

Aus einer antimilitaristische Position stellen wir uns gegen jeden Krieg. Jeder Krieg ist ein Massenmord. Jeder Krieg hinterlässt zahlreiche Verletzte und massenhaft traumatisierte Menschen. Männlichkeitswahn gewinnt in jedem Krieg. Vergewaltigung wird im Krieg immer auch zur Kriegswaffe.

Der Krieg in der Ukraine macht die anderen Kriege weitgehend unsichtbar. Wikipedia listet aktuell 18 Länder, in denen Kriege, Bürgerkriege oder bewaffnete Konflikte herrschen, u.a. den Krieg im Jemen, an dem mit Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Iran drei Regionalmächte beteiligt sind sowie den Angriffskrieg des Nato-Staates Türkei gegen Rojava.

Krieg und Rüstung bedeuten immer auch massive ökologische Zerstörungen. Wenn wir ein gutes Leben für alle, weltweit anstreben, steht Krieg angesichts von Artensterben und Erderhitzung mittlerweile auch dazu in einem grundsätzlichen Widerspruch. Denn: dafür braucht es eine halbwegs intakte, vielfältige Umwelt.
Der Krieg in der Ukraine bewirkt weltweit einen massiven Schub der Verarmung. Spekulation mit Getreide bewirkt, dass sich viele diese Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten können. Der Widerstand nimmt in vielen Ländern bereits die Form von Hungerrevolten an. Nicht nur die globalen Getreidehändler, auch die Rüstungsschmieden, die Ölkonzerne und große Logistik-Konzerne machen dafür milliardenschwere Extra-Profite.
Flüchtlinge werden in der BRD entlang rassistischer Kriterien sortiert, deshalb: § 24 (Vereinfachtes Verfahren für Ukraine-Flüchtlinge) für Alle, welcome to all refugees!


Antimilitaristisches Graffiti, Wien 2013

Kein Friede mit den herrschenden Verhältnissen

Für die Anarchie in einer Welt jenseits von Geld und Eigentum

Ein Gute Leben für Alle, weltweit


Solidarische Grüße aus Bremen an Rheinmetall Entwaffnen

So weit von einzelnen Aktiven aus dem Umsonstladen und dem Buchprojekt. Es folgt ein Text, den wir als Buchkollektiv vor einigen Wochen für eine Nachauflage von Band 2 des Buchprojekts ‚Befreiung vom Geld und Eigentum‘ so diskutiert haben.

Krieg gegen die Ukraine

„Der Aggressor ist zweifellos Putin [und die russische Machtelite]. Der Krieg bedeutet unvorstellbares Leid für die Menschen in der Ukraine. Putins Rede vor Kriegsbeginn sprach der Ukraine das Existenzrecht ab.“(1), (2) In einem offiziellen russischen Propaganda-Dokument auf ‚RIA Novosti‘ werden alle Ukrainer*innen, die sich nicht als Russen verstehen, zu Nazis erklärt.(3) Massenmorde an Zivilisten durch die russische Armee scheinen sicher belegt.

Auf beiden Seiten kämpfen offen Faschisten und Nazis, die sich vor allem in zwei Kampfgruppen sammeln. Die Wagner Group ist eine russische, paramilitärische Privatarmee. Benannt ist sie nach dem Kampfnamen Wagner (Lieblingskomponist Hitlers) des Gründers und Neonazis Demitri Utkin. Eigentümer ist ein russischer Oligarch und Putin-Vertrauter. Der russische Generalstab suchte ab 2010 nach US-Vorbild eine privatisierte Armee für illegale Aktionen.(4) Der während der Maidan-Proteste im Februar 2014 amnestierte ukrainische Neonazi Andrej Bilezkyi gründete im Mai des selben Jahr das Asov-Batallion. Es trägt bis heute das Nazi-Symbol Wolfsangel. Als Freiwilligen-Bataillion im Krieg um Donezk und Luhansk (wo auch die Wagner-Group ihren ersten Großeinsatz hatte) gegründet, wurde es bald in die ukrainische Armee integriert.(5)

Aber auch die NATO hat u.a. mit den Osterweiterungen entgegen den Zusagen von 1990 massiv zur Eskalation beigetragen. Die NATO ist dabei, diesen russischen Angriffskrieg in einen Stellvertreterkrieg zu transformieren. NATO-Generalsekretär Stoltenberg stellte Anfang April klar, dass die NATO die Ukraine auch über Jahre und mit schweren Waffen beliefern wird.(6) Ende April kündigten US-Außenminister Blinken und US-Kriegsminister Austin an, ohne Krieg zu führen, Russlands konventionelle Kriegsführungsfähigkeit dauerhaft und essentiell schwächen zu können.(7)

Die vielfach wiederholte Forderung des ukrainischen Präsidenten Selenski nach einer Flugverbotszone nimmt eine militärische Konfrontation zwischen NATO und Russland und damit einen möglichen Atomkrieg in Kauf. Russland drohte bereits mehrfach mit einer nuklearen Eskalation des Krieges.(8)

Am 19.7. wurde ein schwerer Zwischenfall im AKW Saporischschja mit mehreren Toten und Verletzten gemeldet. Die russische Armee hat das größte AKW in Europa seit März besetzt. Das ukrainische Personal betreibt das AKW seitdem dort unter extremen russischen Druck. Russland hat auf dem AKW-Gelände Truppen und Artillerie stationiert und greift von dort aus an. Die Ukraine hat mit Kampfdrohnen diese Truppen angegriffen.(9) Beide riskieren leichtfertig eine radioaktive Katastrophe.

„Die neoliberale Politik, insbesondere die Zwangsmaßnahmen von IWF und Weltbank, die Freihandelsvereinbarungen sowie Land- und Sea-Grabbing haben seit den 1980ern in allen Ländern Subsistenz-Strukturen und die Selbstversorgung mit Lebensmitteln zerstört. Das hat eine Abhängigkeit vom Getreide-Weltmarkt geschaffen.“(10) Länder Nord- und Ostafrikas bezogen vor dem Krieg fast nur billigen Weizen und teilweise auch Mais fast ausschließlich aus den wichtigen Exportländern Ukraine und Russland. Während in Europa, auch auf Grund von Spekulationen, die Preise massiv steigen, hungern im Globalen Süden immer mehr Menschen.

Nicht nur Weizen und Mais, das russische Gas sondern auch Halbleiter und weitere Industrieprodukte aus der Ukraine verschärfen die Krise.(11) „Während Russland in der Ukraine massakriert und der Westen Waffen liefert, übergibt man sich täglich Milliarden Euros für Gas, Öl und Kohle und alle am Krieg beteiligten Parteien geben Acht, dass die durch die Ukraine verlaufenden Pipelines nicht […] zerstört werden, da sie ja essenziell für die globale Ökonomie sind.“(12)

Ukrainische Anarchist*innen beteiligen sich mehrheitlich aktiv am Krieg. Es gibt mit ‚Chorni Stiag‘ eine anarchistische Militäreinheit(13) sowie das mehrheitlich von Anarchist*innen gebildete Resistance Comitee (engl.: Widerstands Komitee). Dieses ist Teil der staatlichen Territorial Defence Forces (engl.: Gebiets Verteidigungskräfte).(14) Das ist angesichts den langjährigen Erfahrungen mit der repressiven Politik Putins nachvollziehbar. Ukrainische Anarchist*innen von Rev Dia posen schwer bewaffnet in Tarnuniform.(15) Was macht das mit Ihnen? Es fehlt uns eine emanzipatorische Perspektive. „Es wird illusorische Binarität der Dinge kreiert, anstatt Macht und Herrschaft einer tieferen Analyse zu unterziehen.“(16)

„Der Krieg in der Ukraine [ist] eine Fortführung des Angriffs, der gegen alles Leben auf diesem Planeten geführt wird.“(17) Darum ist es unerlässlich, antimilitaristische Positionen gegen jeden Krieg einzunehmen.

Staat und Medien bei ‚uns‘ nutzen den Krieg für eine extreme Militarisierung der Gesellschaft und mobilisieren die Bevölkerung gegen Russland. Die Ampelkoalition verabschiedete ein 100-Milliarden-Sondervermögen für die Bundeswehr und eine drastische Erhöhung der jährlichen Militärausgaben. Die immer wieder umgangenen „Rüstungsexportlinien […] untersagen Waffenexporte in Krisen- und Kriegsgebiete.“(18) Wir erleben gerade, „wie innerhalb weniger Wochen die öffentliche Stimmung systematisch gedreht wird[.] Mit Mühe erinnern wir uns: noch zwei Tage vor seiner Zeitenwende,[(19)] schloss der Kanzler [… Scholz] die Lieferung von Waffen in eine Konfliktregion kategorisch aus.“(20) Politik und Wirtschaft der BRD nutzen die Gelegenheit für einen anti-ökologischen Roll-Back. Kohleausstieg wird verschoben, das Autofahren wird subventioniert, Schutzflächen sollen für den Weizenanbau genutzt werden, die Diskussion über einen Ausstieg aus dem AKW-Austieg nimmt Fahrt auf.
„Momentan findet eine extreme Banalisierung und demokratische Zurechtstutzung von anarchistischen Ideen statt. […] Was bedeutet anarchistischer Antimilitarismus? Was bedeutet es zu sagen, dass wir gegen jeden Krieg sind? Welche Konsequenzen hat unsere Ablehnung des Staates in der Theorie und in der Praxis? Wie ist unser Verhältnis zur Demokratie, wenn eine Diktatur droht?“(21) Wir haben angesichts von Kriegen große Sympathie mit dem gewaltfreien Konzept der Sozialen Verteidigung. Angesichts der Erfahrungen mit zivilen Widerstand und den verwandtschaftlichen Banden zwischen Ukrainer*innen und Russ*innen hätte die Verweigerung der Kooperation durchaus Chancen gehabt.(22) Es bräuchte eine breite anti-militaristische Bewegung, die diesen mit sozialen (u.a. Inflation) und ökologischen Fragen verbindet und darüber zu klaren anti-staatlichen und anti-kapitalistischen Positionen kommt. Ergänzend braucht es Sabotage, hier und im Kriegsgebiet. „Die Belaruss*innen organisierten sich selbst und begannen [ab Ende Februar 2022] eine inspirierende Sabotagekampagne gegen das Zugschienennetz, wodurch sie Russland davon abhielten Nachschub zu ihren Truppen durch belarussische Territorium zu schicken.“(23), (24) Es reicht nicht einmal, dass Kriegsherren wie Putin und Erdoğan und die anderen Kriegstreiber in ihrem Umfeld Angst vor Attentaten haben müssen. „Im Krieg gewinnen vor allem Männlichkeitswahn und Rüstungskonzerne. […] Verlieren werden wir alle, solange wir uns nicht auf den Weg machen gegen patriarchale Herrschaftsstrukturen in all ihren Formen.“(25)

(1) S. 2 in: UMSONSTLADEN BREMEN, MAISKOLBEN GEN AG: Flugblatt zum Via Campesina Tag (2022)
(2) vergl. Wladimir PUTIN: Staat ohne Tradition / Zur Kolonie degradiert, Rede zur Begründung des Krieges vom 21.2.2022, dokumentiert in Junge Welt 23.2.2022 und 24.2.2022
(3) vergl. https://ria.ru/20220403/ukraina-1781469605.html, 3.4.2022, Übersetzung in mail vom 11.4.2022 von Red.Materialien
(4) vergl. https://de.wikipedia.org/wiki/Gruppe_Wagner
(5) vergl. https://de.wikipedia.org/wiki/Regiment_Asow, https://de.wikipedia.org/wiki/Andrij_Bilezkyj
(6) vergl. SPIEGEL-REDAKTION: Nato zu jahrelangen Waffenlieferungen an Ukraine bereit, 8.4.2022, https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-krieg-nato-fuer-jahrelange-waffenlieferungen-an-ukraine-bereit-a-e9f2127f-3472-4911-b15e-dcb13a4bf451
(7) vergl. Majid SATTAR: Schleichender Strategiewechsel: Amerika will Russland über den Krieg hinaus schwächen, FAZ 27.4.2022, https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/ukraine-krieg-usa-wollen-russland-dauerhaft-schwaechen-17987927.html
(8) vergl. Peter RÁSONYI: Der Westen nutzt den Ukraine-Krieg zur Schwächung Russlands …, NZZ 30.4.2022, https://www.nzz.ch/meinung/ukraine-krieg-westliche-waffen-schwaechen-russland-zurecht-ld.1681696
(9) vergl. https://www.gmx.net/magazine/politik/russland-krieg-ukraine/todesopfer-verletzte-russische-soldaten-zwischenfall-atomkraftwerk-37120010, https://www.fr.de/politik/ukraine-krieg-russland-atomkraftwerk-saporischschja-waffenlager-beschuss-soldaten-zr-91671809.html, https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-freitag-155.html#Ukraine-bestaetigt-Einsatz-von-Kamikaze-Drohne-an-AKW,
(10) S. 2 in: UMSONSTLADEN BREMEN, MAISKOLBEN GEN AG: Flugblatt zum Via Campesina Tag (2022)
(11) vergl. S. 14 in: ANONYM: Hunger, Krisen, Kriege, S. 14 – 15 in: In der Tat, anarchistische Zeitschrift Nr. 15, Mai 2022
(12) S. 14 in ebenda
(13) vergl. S. 10 in: IN DER TAT: Interview mit Gefährt*innen von anarchy2tay aus Russland, S. 8 – 11 in: IN DER TAT, anarchistische Zeitschrift Nr. 15, Mai 2022
(14) vergl. S. 4 – 5 in: IN DER TAT: Interview mit dem Resistance Comitee (Ukraine), S. 4 – 7 in: IN DER TAT, anarchistische Zeitschrift Nr. 15, Mai 2022
(15) vergl. https://enough-is-enough14.org/tag/rev-dia/
(16) vergl. S. 13 in: ANONYM: Patriarchat und Militarismus – zwei Seiten derselben Medaille, S. 12 – 13 in: In der Tat, anarchistische Zeitschrift Nr. 15, Mai 2022
(17) S. 13 in: #325COLLECTIVE: Für eine neue internationale anarchistische Koordinierung gegen den Krieg!, S. 13 – 16 in: Autonomes Blättchen Nr. 49, Hannover, Juni-Aug. 2022
(18) S. 11 in: Jürgen WAGNER: Tabubruch Waffenlieferungen, S.11 – 12 in: anti atom aktuell, Nr. 298, 27.4.2022
(19) vergl. https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/krieg-in-der-ukraine/reg-erklaerung-bundeskanzler-2008234
(20) S. 7 in: ANTI ATOM AKTUELL REDAKTION: Transformation statt Eskalation, S. 6 – 7 in: ANTI ATOM AKTUELL Nr. 298, 27.4.2022
(21) S. 2 in: IN DER TAT: Auf Niemandes Seite!, S. 2 – 4 in: In der Tat, anarchistische Zeitschrift Nr. 15, Mai 2022
(22) vergl. S. 13 – 14 in: Christine SCHWEIZER: Vielfältige familiäre Bande, S. 13 – 14 in: anti atom aktuell, Nr. 298, 27.4.2022
(23) S. 7 in: IN DER TAT: Interview mit dem Resistance Comitee (Ukraine) (s.o. 2022)
(24) vergl. S. 18 – 20 in: ANONYM: Belarus: Widerstand gegen den Krieg, S. 18 – 20 in: autonomes Blättchen, Heft 49, Hannover, Jun – Aug 2022
(25) vergl. S. 26 in: FRAUENLESBENGRUPPE FRANKFURT: Rheinmetall entwaffnen – Kassel 2022, S. 26 – 29 in: Krampfader (FrauenLesbenzeitschrift), Kassel, Heft 3, Juli 2022

Klimapolitik – oder die neokoloniale Illusion, dass die reichen Industriestaaten etwas gegen die Erderhitzung tun

Von einer Einzelperson, aber wesentlich auf Grundlage der gemeinsamen Diskussionen, wurde dieser Artikel, der das Konzept Klimaneutralität radikal kritisiert geschrieben.

Der Artikel erschien – um die beiden Tabellen gekürzt – in der Juli-Ausgabe der Gaidao auf Seite 21ff

Gai Dao No 115 – Juli 2021

Der vollständige Artikel (aber ohne Quellenangaben) erschien auch im Autonomen Blättchen Juni – Aug. 2021 ab S. 42
https://autonomesblaettchen.noblogs.org/files/2021/06/nr45web.pdf

und in der Sommerausgabe der Contraste – Zeitschrift für Selbstorganisation 2021 auf S. 13 erschien ein Demo-Redebeitrag der wesentlich auf dem Artikel basiert,
den gibt es leider nicht online auf der Contraste-Seite
deshalb folgen Text und Bild hier:

Für eine soziale Revolution
Die neokoloniale Illusion wirksamer Klimapolitik

Auf einer Fahrrad-Demonstration über die Autobahn in Bremen hielt unser Autor den folgenden Redebeitrag. Die Demonstration war Teil der bundesweiten Aktionstage für eine Mobilitätswende vom 4. bis 6. Juni.
Johann Bergmann, Bremen

In diesem Beitrag geht es mir darum aufzuzeigen, dass wir das Stoppen der Erderhitzung und ein gutes Leben für alle selbst in die Hand nehmen müssen. Es bringt nichts, darauf zu warten, dass die Politiker*innen handeln. Ihr Handeln wird den Anforderungen nie gerecht. Es ist immer neokolonial und fördert die Großkonzerne, die bis heute von der Zerstörung der Lebensgrundlagen auf der Erde profitieren. In der Regel ist diese Politik dazu noch anti-sozial, belastet auch hierzulande die Armen.
Rot-Rot-Grün in Bremen zeigt das mit ihrer Politik deutlich auf. Der größte Haushaltsposten ist die Sanierung des Flughafens. Sie produzieren mit ihrer Verkehrspolitik immer mehr Autoverkehr. Baumaßnahmen wie der Ausbau der A1 auf bis zu acht Spuren, die Fertigstellung des Autobahnringes um Bremen mit der A28 und dem Wesertunnel sind dazu wichtige Schritte. Auf der anderen Seite stehen einige groß beworbene kleine Schritte für Radverkehr und Verkehrsberuhigung.
Europaweit ist es die Förderung des Elektro-Autos und die smarte Mobilität, also das selbstfahrende Auto, ein Groß-Projekt zur Überwachung, die Europa zur Klimaneutralität verhelfen soll. Aber: Elektro-Autos machen Städte leiser, vermindern die Feinstaubbelastung, tragen aber nichts zum Klimaschutz bei. Das selbstfahrende Auto wird unter anderem den Energieverbrauch deutlich steigern.
Bremens Rot-Rot-Grün ist darüber hinaus Impulsgeber für die Verpflichtung, bei allen Neubauten bessere Dämmung und Solarpanels vorzuschreiben. Das soll jetzt auch bundesweit Gesetz werden.
Vor einem Monat legten EU-Kommission, Verfassungsgericht und Bundesregierung sogenannte Meilensteine der Klimapolitik vor, Klimaneutraliät bis 2050/2045. Die taz lobt die Bundesregierung als ehrgeizig und als Umwelt-Turbo der CDU. Wird hier der Wendepunkt fürs Klima eingeleitet?
Die Propaganda erzählt uns, dass die Industriestaaten ihren CO2-Fußabdruck deutlich verringern. 1990 betrug der CO2-Ausstoß der BRD 1.252 Millionen Tonnen. Bis 2019 wurden 400 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß eingespart. Ein Viertel davon entfällt auf die ersten beiden Jahre, die Abwicklung der DDR.
Weniger produzieren, aber mehr verbrauchen
Den größten Einfluss haben Verlagerungseffekte. Sie sind Ergebnis des Umbaus der Industriegesellschaft. Vielfach wurde Produktion, in den 1970ern beginnend, verstärkt ab Mitte der 1980er, in den reichen Ländern abgebaut und in den Globalen Süden verlagert. Die BRD hat zum Beispiel von 1980 bis 2015 ihre extrem klimaschädliche Aluminium-Produktion fast halbiert, ihren Verbrauch aber extrem gesteigert. Sie ist mit 40 kg Aluminium pro Kopf Weltmeister im Verbrauch. Die CO2-Emissionen dafür werden aber Ländern wie der VR China oder Mosambik angerechnet.
Eine Studie von 2011 kam »zu dem Ergebnis, dass der Anstieg der Emissionen aus Gütern, die in Entwicklungsländern produziert, aber in Industrieländern konsumiert werden, sechsmal größer war, als die Emissionseinsparungen der Industrieländer«. Das ist der »Rich-Country-Illusion-Effect«.
Die VR China lagert auch einiges ihrer Klimabelastung aus. China produziert und verbraucht gut die Hälfte des weltweiten Zements und Stahls. Damit baut die VR China als Niedriglohn-Standort eine Infrastruktur auf, die wesentlich auf den Weltmarkt, auf die Versorgung der reichen Industriestaaten ausgerichtet ist.
Extraktivismus auf dem Rücken der Indigenen und Armen
Der Globale Süden ist seit der Kolonialzeit vor allem Rohstoffexporteur. Ein Viertel der CO2-Emissionen Kolumbiens zum Beispiel entfallen heute auf den Export von Erdöl und Kohle, zwei Produkte des extraktivistischen Rohstoffsektors. Sie belasten Kolumbiens CO2-Bilanz, nicht die der Importeure, wie zum Beispiel der BRD. Zum Export gehören viele Hunderte Morde, unzählige Vertreibungen, Vergiftungen usw. Die große Kohle-Mine Cerrejon verbraucht täglich 17 Millionen Liter Wasser. Für die Menschen und ihre Landwirtschaft in der Region bleiben so nur ca. 0,7 Liter pro Person. Der größte Fluss der Region, der Arroyo Bruno, soll umgeleitet werden. Damit verlören 30 indigene Wayuú-Gemeinschaften ihre letzten Wasser-Zugänge. Wayuú-Frauen kämpfen gerade dagegen. Überall im Globalen Süden wird der Extraktivismus für unseren Wohlstand auf dem Rücken von Indigenen und Armen durchgeführt.
Der neuerliche Umbau der Industriegesellschaft in Richtung Erneuerbare Energien und Klimaneutralität wird den Extraktivismus in andere Rohstoff-Bereiche verlagern und sogar noch verschärfen. Eine Studie von Tobias Kind et al von 2018 berechnete: »Für eine äquivalente installierte Erzeugungskapazität werden für Solar- und Windsysteme bis zum 15-mal mehr Beton, 90-mal mehr Aluminium und 50-mal mehr Eisen, Kupfer und Glas benötigt als für konventionelle Energiesysteme.« Die Steigerung des CO2-Ausstoßes über den sich ausdehnenden Bergbau und die damit verbundene Land-Umnutzung wird wesentlich den Ländern des Globalen Südens in Rechnung gestellt. Der weltweite CO2-Ausstoß steigt weiter. Die reichen Industriestaaten aber können sich als »klimaneutral« feiern.
Einfach weitermachen wie bisher
Der Propagandabegriff Klimaneutralität ist wichtig dafür, dass das möglich wird. Klimaneutralität bedeutet nicht, dass keine Klimagase ausgestoßen werden. Sie können auch vollständig kompensiert werden. Die zweite Möglichkeit reißt neokoloniale Hintertüren weit auf. Die wichtigsten sind CDM und Redd+. CDM ermöglicht es Unternehmen, ihren CO2-Verbrauch durch Investitionen im Globalen Süden klein zu rechnen. REDD+ soll Länder des Globalen Südens dafür belohnen, dass sie Wälder schützen und damit CO2-Emissionen vermindern. Konzerne können also dank CDM und REDD+ einfach weitermachen wie bisher. Die rein rechnerischen CO2-Einsparungen werden dann im Globalen Norden gutgeschrieben.
Das dritte Mittel, das wesentlich zur Klimaneutralität beitragen soll, sind Großtechnologien, die teils noch in der Entwicklung stecken: CO2 soll aus Luft und Kraftwerken abgeschieden und unter der Erde verpresst werden. Das kann eine tödliche Falle werden, weil das CO2 wieder austritt. AKWs, Eisendüngung des Meeres und noch destruktivere Methoden des Geo-Engineering gehören auch dazu. Alle dies Maßnahmen haben sehr große Risiken, die wir im Band 2 von unserem Buchprojekt »Befreiung vom Geld und Eigentum« diskutiert haben.
Die globale Ausbeutung muss beendet werden
Alle politischen Parteien, bieten uns also nur den Schein von Veränderung an. Die Destruktivität des warenproduzierenden Patriarchats bleibt. Schon der Anarcho-Kommunist Kropotkin schrieb 1901: »Repräsentative Demokratie entspricht der Herrschaft des Kapitals.« Über Wahlen kann deshalb höchstens eine Modernisierung des Herrschaftssystems erreicht werden, wie es die Grünen mit dem »Green New Deal« oder die CDU mit dem »Green Deal« versprechen.
Das Gute Leben für Alle weltweit, ein Ende des Artensterbens, der Erderhitzung oder auch die Reduzierung der Wahrscheinlichkeit zukünftiger Pandemien erfordert die Überwindung der herrschenden Ordnung. Kropotkin schrieb bereits 1892, dass mit einer sozialen Revolution sofort die globale Ausbeutung beendet werden muss, der damit verbundenen Ressourcenzufluss beendet wird und den Menschen des Globalen Südens damit »gestattet« wird, sich selbst zu emanzipieren.
Juli, eine Aktivistin von Ende Gelände schreibt: »Die Ausbeutung unseres Planeten funktioniert nach denselben Prinzipien wie die Ausbeutung von Menschen. Darum können wir das eine nicht ohne das andere abschalten. Und das bedeutet nicht weniger als das gesamte patriarchale, kapitalistische Getriebe aus den Angeln zu heben.«
Es kann keinen Masterplan für den Aufbau einer herrschaftsfreien Re_Produktion geben. Aber: Eigentum, Geld und Warenverhältnisse als Triebfedern der Zerstörung müssen entsorgt werden. Und, wie DeCOALonize Europe 2019 schrieb: »Um unsere Vorstellungen von einem guten Leben zu dekolonialisieren, müssen wir von dekolonialen Konzepten lernen.«
Im Abschnitt »Die utopische Perspektive« im noch unveröffentlichten Band 5 unseres Buchprojektes »Befreiung vom Geld und Eigentum … und warum das noch lange nicht reicht« formulieren wir Grundzüge einer offenen Utopie. Eine offene Utopie, die im Sinne des zapatistischen »Eine Welt, in die viele Welten passen« auf lebendige Vielfalt setzt.
Die Zeit von Mobilität per Auto und Flugzeug geht zu Ende, wenn es weiter ein vielfältiges Leben auf der Erde geben soll. Dazu brauchen wir den vollständigen Bruch mit den herrschenden Verhältnissen.
Johann Bergmann ist aktiv bei….

Buchprojekt »Befreiung vom Geld und Eigentum«: https://befreiungvomgeldundeigentum.blackblogs.org

Auf der Seite findet sich auch noch ein Auszug aus dem Aufruf von Ende Gelände Bremen zur Demo

Projekt Judi & Pjotre

hallo,
wir haben uns in den letzten Monaten viel mit dem Versuch, ein Praxis Projekt zur Befreiung vom Geld und Eigentum auseinandergesetzt. Wir werden es am 10. und 17.7. in Bremen vorstellen (im Rahmen der Veranstaltungen unter dem Motto ‚Alles für Alle – und zwar umsonst‘ anlässlich von 15 Jahre Umsonstladen; https://umsonstladenbremen.blackblogs.org/).
Unsere Gedanken haben wir vorläufig im folgenden Flyer zusammengefasst. Wie alles herrschaftsfreie kann es sich nur mit den aktiv daran Beteiligten entwickeln.

Projekt_Judi_und_Pjotr_A3_Faltblatt_4-1

Projekt_Judi_und_Pjotr_A3_Faltblatt_2-3

Zum 100. Todestag von Kropotkin

Ab dem 12. Februar haben wir begonnen auf der Seite des Umsonstladens eine Reihe zum 100. Todestag Kropotkins zu posten.

https://umsonstladenbremen.blackblogs.org/

Die Texte basieren wesentlich auf dem Buchprojekt und einem workshop zum Anarchokommunismus, den eine Person, die u.a. im Umsonstladen und im Buchprojekt aktiv ist, gemacht hat.

Redebeitrag zu ‚Wir haben es satt‘

Mehrere von uns aus dem Umfeld von Umsonstladen und Buchprojekt haben sich seit vielen Jahren an der Vorbereitung von Solidaritäts-Aktionen in Bremen zum weltweiten ‚Via-Campesina-Tag‘ am 17.4. beteiligt. Die Agrar-Industrie ist eine der großen Kräfte in der Zerstörung der Grundlagen der Vielfalt des Lebens auf der Erde. Deshalb haben wir unserer anarchistischen Kritik in diesem Jahr auch an der Bremer Online-Aktion eines breiten Bündnisses zu ‚Wir haben es satt‘ beteiligt.
Zunächst posten wir mal den Text des Redebeitrags. Für den Video-Beitrag suchen wir noch einen passenden Anbieter.
Auch ein Link zu den Beiträgen anderer Gruppen folgt.

Unser Redebeitrag (Text-Variante)
Redebeitrag_Wir_haben_es_Satt_2021

Unser Redebeitrag (Video-Variante)

Link zu den anderen Beiträgen